Auch in Bad Camberg fehlt es zunehmend an Nahrung für unsere heimischen Insekten. Immer ausgedehntere landwirtschaftlich genutzte Flächen mit einigen wenigen Monokulturen prägen unser Landschaftsbild. Wenn der Raps blüht, kommt es zu einer gigantischen Massentracht, oftmals sind die Bienen gar nicht mehr in der Lage die zeitgleich blühenden Obstbäume zu bestäuben. Nach drei Wochen, Anfang Juni ist der Spuk vorbei, der Raps ist verblüht, die Obstbäume ebenfalls, die Landschaft ist grün und die Bienen hungern.
Es gibt keine nektarspendenden Zwischenfrüchte in der Landwirtschaft, Getreide und Mais sind Gräser und werden vom Wind bestäubt. Die Wiesen sind überdüngt und zeigen nur im zeitigen Frühjahr durch die gelbe Löwenzahnblüte Farbe, ansonsten sind sie grün. Die meisten Blütenwiesenpflanzen benötigen einen mageren, also nährstoffarmen, Standort. Schon alleine das jahrelange Ausbringen von Gülle und Mist reicht aus, um die Wiesen fett zu machen. Die Wiesenblumen verschwinden langsam, still und leise. Meist merkt man es gar nicht, das Bunt wird von Jahr zu Jahr immer weniger. Um einen Vergleich zu bekommen, muss man sich nur die alten Kinderfilme aus den 60iger und 70iger Jahren ansehen. Ein Michel oder eine Pippi Langstrumpf, die durch blumenübersähte Wiesen streifen. Solche Wiesen findet man hier im Goldenen Grund so gut wie überhaupt nicht mehr.
Und wenn man doch noch eine artenreich Wiese antrifft, dann sind die Blütenpflanzen derart vereinzelt, dass es schon ein Frevel wäre, einen Sommerblumenstrauß pflücken zu wollen. Vorbei die Zeiten, da man als Kind die Oma mit einem riesigen Strauß bunter Wiesenblumen überraschen konnte. Oder wo gibt es hier noch Wiesenschaumkraut, Margeriten, Weidenröschen, Wiesensalbei, wilden Majoran und Glockenblumen?
Die einzige Rettung im Sommer sind in der freien Natur Brombeere und Himbeere. Lediglich in den Gärten finden sich durchgehend Nahrungspflanzen für die bestäubenden Insekten. Alle hoch spezialisierten Wildbienenarten sind kurz vor dem Aussterben. Ohne Mohn keine Mohnbiene (Osmia Papaveris), so einfach ist die Gleichung.
Feldraine und Wegränder, Straßengräben und Parkanlagen, alle zeichnet ein Mangel an Blumen aus. Ob durch Überdüngung, hohen Einsatz von Pestiziden oder einfach ein falsches Mähkonzept, die Folgen sind immer die gleichen:
Die bestäubenden Insekten finden in und um Bad Camberg nicht mehr genug Nahrung.
Die Politik hat diesen Zusammenhang endlich verstanden. Jetzt geht es darum die Vorgaben zur Biodiversität in Hessen zügig umzusetzen, um den verbleibenden Bestäubern wieder genügend Nahrungsmöglichkeiten zu bieten und den rapiden Artenrückgang zu stoppen.
Hessen blüht